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Warum wir Erziehung durch Beziehung ersetzen dürfen

  • Autorenbild: Eugenia Hahn
    Eugenia Hahn
  • 24. Sept. 2024
  • 4 Min. Lesezeit

Kindererziehung ist anstrengend. Nie weiß man, ob man das Richtige macht. Und ob man überhaupt irgendwas richtig machen kann. Und gleichzeitig ist es das Wichtigste, das Richtige zu machen. 

Es erzeugt so viel Druck für uns Eltern. Den wir dann wiederum nur an unsere Kinder weitergeben. Und damit auf jeden Fall das Falsche machen. 

Und um ja nicht das Falsche zu machen, schnappen wir uns einen Erziehungsratgeber oder machen einen Onlinekurs für entspannte Mutterschaft (oder Vaterschaft). Und befolgen die Ratschläge (wie brave Kinder). Und wenn wir uns nicht daran halten, dann haben wir noch mehr Frust als vorher. Den wir an unseren Kindern auslassen.


Ich bin da, um Entspannung hineinzubringen (wie eine von vielen).

Du bist kein Elternteil. Und wirst es auch nie sein. Ein Elternteil zu sein ist nämlich ein Konzept, eine Rolle. Und die Rolle bist nicht du.

Das Konzept der Erziehung implementiert eine Rollenverteilung zwischen dem Erzieher und dem Zu Erziehenden, zwischen Eltern und Kindern.

Dass Kinder damit objektifiziert werden, ist, glaube ich, allen klar.

(Darüber schreibt Gerald Hüter in seinem Buch “Würde” sehr eindringlich. Ausdrückliche Empfehlung).


Aber mit dieser Rollenverteilung objektifizieren wir auch uns als Eltern.


Warum ist es ein Problem?

Weil wir dann nicht mehr den Menschen sehen und was gerade da ist. Sondern nur, ob die Rollen erfüllt werden. 


Ein Skript, eine Rolle kann niemals alle Situationen, Befindlichkeiten, Vorlieben und Bedürfnisse umfassen. Deshalb kannst du dir sicher sein, dass du Teile von dir unterdrücken musst, um deine Rolle zu erfüllen (gilt auch für dein Kind). Und was unterdrückt und nicht gesehen, gelebt und gefühlt wird, kommt irgendwann an Stellen raus, die nicht passend und nicht vorherzusehen sind. 


Die Rolle, die wir uns als Erziehenden zuschreiben und was mit dieser Rolle verbunden ist, ist von Person zu Person, von Mutter zu Mutter, von Vater zu Vater unterschiedlich. D.h. was eine Mutter zu sein und zu tun hat ist unsere eigene Definition bzw. das, was wir von unseren Müttern, anderen Müttern um uns herum und der Gesellschaft gelernt und abgeschaut haben. 

D.h. im Grunde erlegen wir uns eine Rolle auf, die uns genau vorschreibt, wie wir in einer bestimmten Situation zu reagieren haben. 

Eine gute Mutter schreit ihr Kind niemals an. 

Eine gute Mutter spielt mit ihrem Kind. 

Eine gute Mutter darf mit ihrem Kind nicht spielen, weil es sonst verwöhnt wird.

Eine gute Mutter muss konsequent sein.

Eine gute Mutter ist sanft und zärtlich.


Und auch die Kinder haben vorgeschriebene Rollen, die sie erwartungsgemäß zu spielen haben. 

Ein Kind respektiert seine Eltern. 

Ein Kind hat sich zu benehmen. 

Ein Kind muss sich allein beschäftigen können. 

Ein Kind braucht viel Aufmerksamkeit. 

Ein Kind ist eine Belastung für seine Eltern. 

Ein Kind ist das größte Glück. 


MIt diesen Rollenerwartungen entmenschlichen wir beide Parteien. 


Dasselbe gilt für Erziehungsberater und Erziehungsmethoden, die uns ebenfalls Rollen vorschreiben und Skripten auferlegen, denen wir zu folgen haben. 


Und spätestens wenn wir merken, dass unsere Kinder ihre Rollen nicht erwartungsgemäß spielen und wir sie nicht kontrollieren können und wir unsere Rollen auch nicht 24/7 spielen können, entsteht Frust. Dadurch wird das gesamte System unnötig belastet. Weil Frust meistens in keiner der Rollenbeschreibungen inkludiert ist und meistens an Kindern herausgelassen wird. Kinder sind nämlich immer das schwächste Glied, weil wir als Eltern Macht über unsere Kinder haben.

Es lohnt sich, an dieser Stelle einen Fokus auf das Machtgefälle zu legen.


Eltern, Kinder und Macht

Egal in welcher Rollenverteilung wir mit unseren Kindern sind oder sein wollen, es ist eine unbestreitbare Realität, dass wir Macht über unsere Kinder haben, solange sie noch klein und von uns abhängig sind. 

Wenn uns dieses natürliche Machtgefälle nicht bewusst ist, entsteht Gewalt.

Die Beziehung, die wir als Eltern zu unseren Kindern etablieren, wird also immer von diesem Machtgefälle gekennzeichnet sein.


Und diese Macht müssen wir uns eingestehen, um eine ehrliche Beziehung aufbauen zu können. 



Was ist also die Alternative zur Erziehung?

Die Beziehung.

In einer Beziehung begegnen sich zwei Menschen mit all ihren menschlichen unvorhergesehenen und nachvollziehbaren Bedürfnissen. und alles darf da sein. Man bezieht sich aufeinander, auf das, was der andere gerade mitbringt. Daher gehört zur Beziehung eine gute Portion Neugierde dazu. Sie passiert also wenig aus einem Konzept und einer Rollenverteilung heraus (wobei Rollenerwartungen immer zu einer Beziehung dazu gehören), sondern aus echte Bezugnahme aufeinander, von Person zu Person.


Wenn wir die Rollen fallen lassen, können wir endlich sehen, was ist, und nicht was sein sollte. Man selbst wird freier in seinem Ausdruck und näher an seinen Emotionen. Aus “Weil ich es gesagt habe” wird “Weil ich Angst um dich habe”. 

Es wird möglich, Regeln nach deinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Kinder aufzustellen, statt einfach sinnlose Regeln aus den vorherigen Generationen zu übernehmen, ohne zu verstehen, wozu sie gut sind. 


Um uns aber auf den anderen beziehen zu können, dürfen wir aber auch in Verbindung mit uns selbst gehen. Um dieses Selbst als Eltern dem Kind zur Beziehung anzubieten. Daher gehört eine ordentliche Portion Neugierde für uns selbst dazu.

Was sind meine Erwartungen? Was sind meine Wünsche, meine Bedürfnisse? 

Damit entfällt in jeder Situation die Notwendigkeit nach einem Skript, das man auswendig gelernt haben muss, um zu wissen, wie man sich als Eltern richtig verhält.

Weil.. tadaaaa.

Es gibt kein richtig und kein falsch!

Es gibt nur, was für euch als Familie funktioniert und alle möglichst glücklich macht. 

Und wenn jeder als er selbst, statt in einer Rolle in die Beziehung hineingeht, entsteht echte Verbindung, Empathie, Kooperation und Vertrauen. Und das ist genau das, was wir uns von der Beziehung mit unseren Kindern wünschen.


Wenn du dir Unterstützung bei der Umsetzung  wünschst, dann melde dich bei uns. 

Wir stehen dir und euch gerne zur Seite.

 
 
 

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